Die Ausstellung BROKEN PATHS versammelt vier Arbeiten von Raisan Hameed, in denen er Fragmente seiner eigenen Geschichte zeigt und damit den Blick auf komplexe geopolitische Zusammenhänge öffnet.
Die fotografische Serie Risse zeigt aufgerissene Stücke einer Tapete, kleine Risse in Wänden und Steinen. Die Bilder stammen aus seinem Familienhaus in Mossul und beschreiben auf eine poetische Art, den Beginn einer drastischen Veränderung und Zerstörung. Erstmals gezeigt wurden die Fotografien als Teil seiner Diplomarbeit Zer-Störung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
In der PUTTE treten sie in einen Austausch mit einer späteren Arbeit Das Leiter, die sich mit der noch immer akuten und mitunter tödlichen Situation an der europäischen Grenze befasst. Mit Leitern versuchen Menschen den Grenzzaun zu Ungarn zu überwinden. Über Lautsprecher wird auf Arabisch verkündet, dass auf jeden, der diesen Zaun unerlaubt überschreitet, geschossen werden darf.
Die Installation Déjavu zeigt ein Bild von schäumendem Wasser. Raisan Hameed nahm das Foto in Bremen auf. In der Installation schwappt den Besucher:innen das Wasser regelrecht entgegen. Für Hameed steht das Bild für seine persönliche Fluchterfahrung, als Teil der künstlerischen Arbeit kann es jedoch aus vielen Perspektiven gelesen werden.
Eine vierte Arbeit entwickelt der Künstler speziell für die Ausstellung neu und installiert sie vor der PUTTE.
Alle vier Arbeiten greifen ineinander und geben punktuelle Einblicke auf das aktuelle Zeitgeschehen. Dabei steht weniger die persönliche Geschichte des Künstlers im Mittelpunkt, als vielmehr die Diskussion um unsere Gegenwart, die sich durch politische Krisen rasant verändert und in einer spürbaren Transformation befindet.
Raisan Hameed (*1991) wurde im Irak geboren und lebt derzeit in Leipzig.
Er studierte Bildende Kunst zunächst am Mosul University College of Fine Arts, 2016 setzte er sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig fort, wo er 2022 mit dem Diplom abschloss. Aktuell ist er ebendort Meisterschüler in der Klasse von Prof. Tina Bara. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Raisan Hameed mit verschiedenen Dimensionen der Wahrheit. Oft ist er selbst das Subjekt seiner Bilder und verarbeitet persönliche Erfahrungen metaphorisch durch Handeln und Experimentieren mit verschiedenen Medien.
2023 gehört er zu den Finalist*innen der Carte Blanche Students der internationalen Kunstmesse für Fotografie Paris Photo. Seine Arbeit Mossul Dream ist außerdem im Dezember 2023 beim Filmfestival ANGAELICA in Los Angeles zu sehen.
https://raisanhameed.com
Instagram: @raisan_hameed
Bilder:
Raisan Hameed, Risse, Mossul 2012/Leipzig 2022
Raisan Hameed, Mossul Dream, 2022
Raisan Hamed, Foto: Cihan Cakmak
