schöne haut

18.12.2020 – 07.02.2021
Künstler:in
Marc Hautmann Cora Schönemann
Kuration
Axel Städter
Ausstellung

Die Video- und Sound-Installation „Ich lächle nicht. Warum Sie zur Freundschaft verführen?“ des Duos schöne haut befasst sich mit unserer Sehnsucht nach Distanz und Nähe. Im Projektraum und in den zwei Schaufenstern der Corona-bedingt vorübergehend geschlos­senen Putte projizieren Cora Schönemann und Marc Hautmann ihre Abbilder auf eine Serie von Bildschirmen und halten dabei nicht nur die vorgeschriebenen Abstandsregeln ein. Unterstützt durch eine Sound-Collage, in deren Bann selbst beiläufige Passanten geraten können, schaffen sie einen virtuellen Parallelraum für Gedankenexperimente.

Halten wir nur Abstand nach Vorschrift oder auch, weil Nähe emotionale Risiken birgt? Wieviel Distanz zum Nächsten benötigen wir, wieviel Nähe wollen wir gewähren? Der beina­he leere, nur durch Monitore beleuchtete Galerieraum offenbart sich als sicherer, doch einsamer Ort eines möglichen Rückzugs. Schönemann und Hautmann scheinen dort über Bildschirme miteinander zu kommunizieren und sich in natürlichen Gesten einander zuzuwenden, doch wird lediglich die Illusion einer Beziehung erzeugt.

In Kontrast zu den natürlichen Abbildern im Innenraum stehen die zwei künstlich animierten Fotos des Künstler*innen-Paars und das verzerrte Fernsehbild eines aufgebrochenen Bildschirms in den Schaufenstern des Projektraumes. Die von der Decke abgehängten nackten und von ihrem Gehäuse entblößten Monitore im linken Fenster zeigen das gespenstisch wirkende künstliche Lächeln Schönemanns und Hautmanns, im rechten Schaufenster ist die rätselhafte Linien-und-Flächen-Verzerrung eines defekten Monitors zu sehen.

schöne hauts Video-Spiel handelt von der Zerbrechlichkeit unserer Beziehungen, aber auch von der Lächerlichkeit unserer Welt und beweist, wie Kunst in für die Öffentlichkeit geschlossenen Kulturräumen animiert und digitalisiert verkommen kann.

Seit 2019 arbeiten der Ulmer Künstler Marc Hautmann und die Künstlerin Cora Schönemann als schöne haut zusammen. In ihren Mixed-Media-Installationen und Performances erkunden sie situative Gegebenheiten in Schutzräumen wie Schaufenstern, verglasten Schränken oder Videobildschirmen. Sie experimentieren mit Reiz-Reaktions-Schemata auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, was im Leben zählt. Ihr Spieleinsatz sind ihre Körper, die sie als „Body Politics“ in den (Kunst-)Raum stellen, um normierte Denk- und Handlungsmuster aufzubrechen.

Für die Unterstützung dieses Projektes geht unser herzlicher Dank an:

Seligweiler Hotel & Restaurants (Ulm)